Kein Fastfood:  Fast 40 Jahre Druckküche

Geschäftsführer Jens Bockelmann

Bericht aus unserem Newsletter DRUCKVERKOSTUNG 4 2021

Nur weil er in Kunst eine 1 hatte, sitzt Jens „Bockel“ Bockelmann nun auf dem Chefsessel bei MHD. So jedenfalls beginnt 1982 die Joblaufbahn des 1966 geborenen Hamburger Jung von der Elbinsel Wilhelmsburg. Dank des Tipps eines Lehrers ein Praktikum im Grafischen Gewerbe zu machen, landete Jens in der Webeagentur „Grafik Design Studio“ am großen Burstah in Hamburg. Und das gefiel wohl, denn es folgte die Ausbildung zum Druckvorlagenhersteller Bereich Flachdruck, dem heutigen Mediengestalter bei Langebartels und Jürgens in Bahrenfeld.

In den drei Jahren Lehrzeit waren die Weihnachtsfeiern das Beste. Ansonsten galt es noch per Hand 96 einzelne DIN lang Seiten für Butterfahrten Flyer zu kleben. Und das separat in den vier Farben pro Seite. Weiter gings bei Rollenoffset Bernd Meyer. Aber nur kurz, denn der Bund rief. Als Sanitäter durfte Gefreiter Bockelmann 15 Monate in der Heimfelder Scharnhorst Kaserne ran. Man munkelt, es sei eine wilde Zeit gewesen. Im Frühjahr 87 ging es dann zu Brillant Offset nach Wilhelmsburg in die Jaffestraße. Und hier begann dann die 35jährige besondere Freundschaft mit dem ehemaligen MHD Geschäftsführer Erwin Prehn.

Obwohl es bei Brillant Offset bereits eine hochmoderne Repetiermaschine (Maschine zur Mehrfachnutzen Belichtung/ Programmierung via Lochkarte) gab, missfiel dem aufstrebenden jungen Mann die fummelige Tätigkeit. Glück war es dann, dass der Abteilungsleiter ihn zu einer Schulung schickte. Die Technik von „Lüscher“, dem ersten Hersteller, welcher schon ohne Folien und PC gesteuert arbeitete, konnte Jens schnell aus dem FF. So kam es dann, dass Geschäftsführer und mittlerweile auch Inhaber von Brillant Offset Erwin Prehn auf den Bockelmann aufmerksam wurde. Da Jens sich schnell unverzichtbar an der neuen Technik machte, wurden ihm eine Sonderregelung genehmigt. Das Hobby Fußball war als 3. Ligaspieler zum Nebenjob geworden. Somit hieß es ausnahmsweise keine Spätschicht für Bockelmann, damit das Training weiterlaufen konnte. Als dann eine Stelle im Hause als Verkaufs—Sachbearbeiter frei wurde, bekam der junge Bockel vorerst eine Absage. Der konservative Chef Prehn, hatte anfangs nicht all zu viel übrig für den langhaarigen Bockelmann. Jedoch überzeugte ihn als bald, dass das praktische Verständnis für den Druck gerade auch im Verkauf äußerst günstig sein könnte. Da Erwin Prehn mittlerweile auch Gesellschafter der HDV Druckerei in Fuhlsbüttel war, bot er ihm 1989 die nächste freiwerdende Stelle im Verkauf an. So ging es dann von Wilhelmsburg nach Fuhlsbüttel. 1992 wurde der Jens dann zum Betriebsleiter bei HDV berufen. Mit dem Blick auf ganze Druckgeschehen, seinen eigenen Kunden und einem satten Ausbau an Neukunden, hatte ihn Erwin nun endlich so richtig auf dem Zettel. Als dann einige Jahre später HDV und die Druckerei Hartung fusionierten stiegt Erwin, nach einem kleinen Zwischenstop bei Multicolor, bei HDV aus und bei MHD ein. Bockelmann bliebt zunächst zunächst bei HDV.

Doch so ohne seinen beruflichen Ziehvater Erwin Prehn, war es am Berliner Tor bei Hartung nicht dasselbe. Ein halbes Jahr nachdem Erwin bei MHD in Hermannsburg eingestiegen war, konnte er seinen Bockelmann zur Missionsdruckerei Hermannsburg in die Südheide locken. Zunächst als Prokurist und nach Prehns Stundenreduktion 2013 als Geschäftsführer und Gesellschafter. Es wurden Anteile aufgestockt und Erwin bleibt sehr gern gesehen.

Ein Highlight der gemeinsamen Laufbahn war in 2010 die Einweihung der neuen Technik:  Heidelberg 8Farben, Sammelhefter, Schneidemaschine, CTP Anlage. Dazu war im Vorwege ein üppiger Um- und Anbau von Nöten. Die Buchbinderei und der Drucksaal wechselten die Seiten. Selbstverständlich wurde bunt gefeiert. „Der MHD Infotainmentday“ mit Hausmesse, Vorträgen, Drucksaal Cocktailstand, Buffet und fetter NDW Party. Marcus, Hubert Kah und UKW live im Festzelt wurden von einer Lasershow gekrönt.

„Wenn ich heute bei Kunden sitze, die mich schon jahrelang begleiten, hat sich nur das Bild gedreht. Früher war ich der Jungbutscher, heute bin ich der Alte,“ schmunzelt der mittlerweile ältere Druckhase. Jahrzehntelange Weggefährten sind zum Beispiel der Otto Versand, Heinz-Rudi Junge von der Werbeagentur KNSK, Agentur Herzblut mit Jan Behnke, Olaf Schmidt und Bianca Hentschel, das EMW Evangelisch-lutherische Missionswerk und Dirk Riedstra und allen voran das ehemalige Mutterschiff der Druckerei, das ELM Evangelisch-lutherisches Missionswerk mit Detlef Kohrs im Heimatort Hermannsburg.

Internationale „Außentermine“ gab es auch und bleiben unvergessen. 2012 ging es mit dem Druckverband nach China um sich dort vor Ort den neusten Druckstandart anzuschauen. Digitaldruckmaschinenhersteller XEROX lud 2014 in die USA. Der Trip führte in das XEROX Werk in Rochester. Fürs Netzwerken gab es einzigartige Programmpunkte: Niagarafälle mit dem Heli, Chicago Boottrip auf dem Michigan Lake und Unterbringung im Hardrock Hotel.

In 2009 konnte sich der Bockelmann dann einen kleinen Traum erfüllen. Ein eigener Verlag. Zusammen mit einem befreundeten Verleger aus der Heideregion wurde der SuBo Verlag gegründet. Gewerbebroschüren, Werbemagazine, Gutscheinhefte. Ein zweites Standbein, welches wunderbar zum Standbein Druckerei passte. Auch konnte der Herzenswunsch ein Printprodukt für die Heimatinsel Hamburg Wilhelmsburg herauszubringen, erfüllt werden. Seit letztem Jahr, nach fast 11 Jahren Verlagsarbeit, werden nun die Kräfte wieder komprimiert in die Druckerei gesteckt und der Verlag ist Hamburger Hände übergeben worden.

Es geht nun also seit 2003 fast täglich vom Wohnort Hamburg Süd, Nahe der Harburger Schwarzen Berge in 50 Minuten in die schöne Südheide. „Da ich ja nicht nur Geschäftsführer bin, sondern sehr gern im Außendienst meine Kunden persönlich betreue, bin ich mindestens an einem halben, oder ganzen Tag unterwegs im Dreiländereck Hannover-Bremen-Hamburg. Die Strecke Hamburg-Hermannsburg vergeht immer wie im Flug und ich habe sie noch nie gescheut. Zu telefonieren, oder nachdenken gibt es ja auch immer etwas,“ sagt der Chef über seinen knapp 200km Arbeitsweg täglich.

Neben seinem Herzstück der Druckerei, hat der Kopf von MHD noch vier weitere Herzstücke. Seine drei Töchter Samira, Finja und Cira. Mit Frauchen Miriam, Hund Filos, Häuschen Garten, Familie, Fußball, Ehrenamt für gehandikapte Kinder in Wilhelmsburg (WAHA e.V.) und Ski fahren ist das Leben dann auch druckreif.

Aus dem Regionalliga Kicker der 90er ist ein Seniorenspieler geworden. Aus dem langhaarigen Schriftsetzer Jüngling ein Geschäftsführer mit mal längerer, mal kürzerer Haarpracht. Aus der Missionsdruckerei MHD ist die MHD MedienHaus Druckerei geworden. Und darauf ist Jens sehr stolz:“ Lieber Erwin, Danke, dass du mir als mein beruflicher Ziehvater den Weg geebnet hast. Aus beruflichem Ziehvater wurde schnell väterlicher Freund. Danke, dass du immer noch ein Ohr für mich und ein Herz für MHD hast.“

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